- Stephanus
- I
Stẹphanus,Person im Neuen Testament: nach Apostelgeschichte 6 einer der sieben Helfer (Diakon) der Apostel, die mit karitativen Aufgaben betraut waren. Er gehörte zu den griechischsprachigen Judenchristen in der Diaspora (»Hellenisten«) und war Vertreter einer gesetzes- und tempelkritischen Verkündigung (Apostelgeschichte 7, 2 ff.), die ihn im Konflikt mit Diasporajuden Opfer einer Lynchjustiz werden ließ. Er wurde gesteinigt und gilt als erster Märtyrer. - Heiliger (Tag: 26. 12.).In der bildenden Kunst findet sich die Darstellung seiner Steinigung schon früh (karolingische Fresken, um 850; Auxerre, Saint-Germain). Sehr oft wurde seine Legende in der französischen Kunst des 13. Jahrhunderts dargestellt (Kathedralen in Rouen, Paris, Bourges). In Italien wandten sich Fra Angelico, B. Gozzoli, Filippo Lippi, V. Carpaccio, A. Elsheimer sowie A. Carracci dem Thema zu, unter den plastischen Darstellungen ragt besonders die Statue von L. Ghiberti (1425-28; Florenz, Or San Michele) hervor. Stephanus wird meist als Diakon dargestellt; Attribute: Steine, Buch, Palmzweig.Im Zusammenhang mit der Stephanus-Verehrung hat sich ein vielfältiges Brauchtum entwickelt. Seit dem Mittelalter gilt Stephanus als Patron der Pferde; Pferdesegnungen am Stephanustag sind seit dem 10. Jahrhundert überliefert. An manchen Orten war der Stephani-Ritt üblich (v. a. in Bayern und Österreich, heute noch in Erharting, Kreis Mühldorf am Inn), bei dem die Pferde zur Kirche geritten und dort gesegnet wurden. Verbreitet war auch die Stephani-Minne (Segnung von Wein und gemeinsamer Umtrunk) sowie die Salz- und Wasserweihe. Ein unmittelbarer Bezug zur historischen Gestalt des Stephanus besteht bei diesen Bräuchen nicht; vielmehr wirken hier noch vorchristlich-germanische Traditionen wie die Feiern zur Wintersonnenwende weiter, bei denen Pferd und Opfertrank eine wesentliche Rolle spielten.Stẹphanus,französische Buchdruckerfamilie, Estienne.
Universal-Lexikon. 2012.